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Eigenschaftstheorie der Führung

Inhaltsverzeichnis

1.               Grundannahmen des eigenschaftstheoretischen Ansatz der Führung

2.               Programmatik der eigenschaftstheoretischen Führungsforschung

3.               Vorgehensweise bei der Suche nach erfolgversprechenden Eigenschaften

4.               Empirische Ergebnisse eigenschaftstheoretischer Führungsforschung

5.               Ursachen des Scheiterns

6.               Fazit

1. Grundannahmen des eigenschaftstheoretischen Ansatz der Führung

Dem eigenschaftstheoretischen Ansatz der Führung liegt die Annahme zugrunde, dass Persönlichkeitseigenschaften Erfolg von Führung bedingen. Eigenschaften werden dabei begriffen als unverlierbare und unverlernbare Ausstattung der Person, die bereits vor Zuweisung der Führungsaufgabe existieren. Es wird angenommen, sie seien die primären Determinanten von Erfolg, welche die Möglichkeit Führungshandlungen auszuführen bestimmen. Die Suche der eigenschaftstheoretischen Führungsforschung zielt auf universell gültige Eigenschaften ab, die Führungserfolg bedingen.

Tatsächlich handelt es sich bei Eigenschaften jedoch keineswegs um feststehende Elemente der Persönlichkeitsausstattung sondern vielmehr um hypothetische Konstrukte. Diese können nur mittelbar als Folgeerscheinung über beobachtbares Führungsverhalten erschlossen werden und lassen sich als Indikatoren für Verhaltensbereitschaften mit individuellen Ausprägungen (Bsp. Durchsetzungsvermögen, Intelligenz) verstehen. Das Ausmaß der Evidenz von Rückschlüssen beruht auf der Gültigkeit der Verhaltensbeobachtung und Messung. Dabei ist die Suche letztlich abhängig vom jeweiligen Konstruktverständnis. Erfolgreich können solche Konstruktbemühungen sein, insoweit es möglich ist eine zeitliche und transsituative Konsistenz nachzuweisen. 

2. Programmatik der eigenschaftstheoretischen Führungsforschung

1) Suche nach Eigenschaften, die kennzeichnend für Führungspersonen sind.

2) Entwicklung geeigneter Testverfahren zur Messung genannter Eigenschaften.

3) Bewerber für Führungspositionen werden mit geeigneten Testverfahren untersucht und es lassen sich anhand der Testergebnisse zuverlässige Voraussagen über den möglichen Führungserfolg der getesteten Person treffen.

3.  Vorgehensweise bei der Suche nach erfolgversprechenden Eigenschaften

1) Identifikation bedeutsamer Eigenschaften in ihrer Ausprägung bei Führungspersonen in differenz zu ihrer Ausprägung bei geführten Personen.

2) Wie unterscheiden sich Führungspersonen untereinander? ist die Streuung von Eigenschaften hoch oder niedrig und gibt es systematische Unterschiede zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Führungspersonen?

3) Eine Untersuchung von Personen bevor sie zu Führungskräften geworden sind und danach. Ziel ist es herauszufinden, ob sich mit der erworbenen Führungsrolle bei der Führungsperson Eigenschaften geändert haben.

4. Empirische Ergebnisse der eigenschaftstheoretischen Führungsforschung:

Zu 1 & 2) Da es zahlreiche Untersuchungen zum gemeinsamen Auftreten von Eigenschaften und Führungserfolg und hinsichtlich der Unterschiede zwischen Führungspersonen und geführten Personen gibt, sind selbst bei rein zufälligen Beziehungen zwischen verschiedenen Variablen wie Eigenschaften und Erfolgsmaßen signifikante Befunde wahrscheinlich.

Zahlreiche Sammelreferate und Metaanalysen eigenschaftstheoretischer Untersuchungen stimmen darin überein, dass die Untersuchungsergebnisse nicht eindeutig sind. So finden sich erhebliche Streuungen und widersprüchliche Ergebnisse anhand des Vergleich vieler Studien. Beispielhaft seien Ergebnisse einer Metaanalyse von Stogdill (1948) genannt, bei der 25 Studien hinsichtlich des Zusammenhangs von Eigenschaften und Führungserfolg untersucht wurden. Hinsichtlich des Zusammenhangs von Intelligenz und Führungserfolg (festgestellt in 15 der untersuchten Studien) ergab die Überblicksuntersuchung als höchste Korrelation 0.90, als niedrigste Korrelation -0.14 bei einer durchschnittlichen Korrelation von 0.26.

Zu 3) Längsschnittuntersuchungen sind selten durchgeführt worden.

5. Ursachen des Scheiterns

Die Annahme, dass Persönlichkeitsmerkmale in unterschiedlichen Situationen Gleiches bewirken, ist falsch. Verhalten ist niemals eins zu eins Ausdruck einer Persönlichkeitsdisposition. Daneben ist auch zu beachten, dass Führungshandeln als Kommunikation, von Geführten in ihrer Rolle als Empfänger rezipiert, auf unterschiedliche Befindlichkeiten, Fähigkeiten und Folgebereitschaften trifft, die unterschiedliches Folgenhandeln bewirken. Desweiteren sind Eigenschaften nicht unabhängig voneinander wirksam, sondern sie bedingen einander. Eigenschaften sind vermutlich nicht zeitstabil sondern variabel. Auch weniger erfolgreiche Führunspersonen waren einmal erfolgreich. Hinsichtlich der Anforderungen, die an Führungskräfte gestellt werden, ist davon auszugehen, dass diese sich situativbedingt unterscheiden und es von daher keine universell gültigen Persönlichkeitsdispositionen geben kann, die immer auf gleiche Weise Verhalten produzieren, das situationsunabhängig Erfolg bewirken kann. Nicht jede Situation stellt dieselben Anforderungen an eine Person. Zudem sind Erfolgskriterien variabel. So kann je nach Urteilskriterium eine Führungsperson bei gleichem bewirktem Ergebnis erfolgreich oder nicht erfolgreich sein. Eine weitere Problematik besteht darin, bei Untersuchungen Führungspersonen als homogene Gruppe Geführten gegenüber zu stellen. Schließlich sind Führungspersonen je nach Blickwinkel selbst auch immer Geführte. Hinsichtlich der praktischen Relevanz eigenschaftstheoretischer Forschung lässt sich sagen, dass selbst wenn es möglich wäre gesicherte Aussagen über den Zusammenhang von Eigenschaften und Führungserfolg zu treffen und eben diese Eigenschaften entsprechend zu messen, Personen immer ein ganzes Bündel von Eigenschaften mitbringen. Eingestellt wird immer eine ganze Person und nicht nur einzelne Eigenschaften.

6. Fazit

Eigenschaften erklären das Phänomen Führung nicht. Dass Eigenschaften für den Führungserfolg irrelevant sind, lässt sich daraus jedoch nicht ableiten.

 

Stand 08.04.2009

 

 

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